03. August 2024 / Nr. 8
Die Informationsstelle Antikurdischer Rassismus – IAKR ist heute mit den Gedanken bei allen Êzîd*innen und den Opfern des vor 10 Jahren begangenen Völkermords und Feminizids in Shingal.
Am 3. August 2014 begann für die Êzîd*innen in Shingal, Kurdistan, ein unvorstellbares Leid, das unzählige Opfer forderte und dessen Spuren nie vergessen werden können. Der „IS“ fiel brutal in die Städte und Dörfer ein. Tausende wurden ermordet, verschleppt und vergewaltigt, Hunderttausende zur Flucht aus ihrer Heimat gezwungen. Zahlreiche Menschen gelten bis heute als vermisst, neue Massengräber werden immer noch entdeckt und aktuell befinden sich noch viele Êzîd*innen in Sklaverei. Vor allem Frauen und Mädchen wurden von IS-Kämpfern entführt, vergewaltigt, verkauft und versklavt. Kleine Jungen wurden zwangsislamisiert und zu Kämpfern ausgebildet. Männer wurden vor ihren Familien ermordet. Unzählige Verantwortliche des Völkermords sind derzeit auf freiem Fuß und wurden für die Verbrechen nie belangt. Überlebende leben teilweise noch unter äußerst prekären Umständen. Eine Verarbeitung des Traumas ist für viele kaum möglich.
Es schmerzt, an die unzähligen unschuldigen Menschen zu denken, die so brutal aus dem Leben gerissen wurden. Hinter jeder dieser Zahlen steckt ein menschliches Schicksal, das unermessliches Leid erfahren hat. Umso wichtiger ist es, dass ihre Geschichten und ihr Schmerz niemals in Vergessenheit geraten. Es ist unsere Pflicht, sicherzustellen, dass sich solche Gräueltaten nie wiederholen.
Die Region Shingal ist nach wie vor von Unsicherheiten geprägt. Es droht ein besorgniserregendes Wiedererstarken des IS, die Region ist immer wieder Bombardierungen des türkischen Militärs ausgesetzt und der autonome Status der Region ist immer noch unklar. Diese Zustände müssen sich unbedingt ändern, nur so kann gewährleistet werden, dass die Êzîd*innen dort in Sicherheit leben und sich der Terror von 2014 nie mehr wiederholt.
Auch hier in Deutschland bleibt Êzîd*innen ein Leben in Sicherheit verwehrt. Solange Êzîd*innen die Abschiebung droht, sie anti-êzîdischem Rassismus ausgesetzt sind, Ultranationalismus und Islamismus hier vor Ort ihre Existenz bedroht, ergibt sich für uns die Mahnung, Ihnen beizustehen.
Wir sprechen allen Opfern, ihren Angehörigen und Familien unser tiefstes Beileid aus und werden stets an der Seite der êzîdischen Gesellschaft für Gerechtigkeit eintreten.
Mit freundlichen Grüßen und der Bitte um Veröffentlichung
Vorstand der Informationsstelle Antikurdischer Rassismus – IAKR