28. Juni 2024 / Nr. 7
Als Informationsstelle Antikurdischer Rassismus – IAKR sind wir äußerst besorgt über das wachsende Problem des antikurdischen Rassismus und das politische Versagen im Umgang mit der türkisch-ultranationalistischen Grauen Wölfe-Bewegung in Deutschland. Im Rahmen der Europameisterschaft haben wir als IAKR eine besorgniserregende Zunahme der Verwendung türkisch-ultranationalistischer Zeichen beobachtet. Diese Symbole und Gesten stehen in direktem Zusammenhang mit der menschenverachtenden Ideologie der Grauen Wölfe-Bewegung, was erhebliche Gefahren für Minderheiten und politische Oppositionelle birgt. Die ungehinderte Verbreitung dieser Symbolik fördert ein Klima der Angst und Einschüchterung, das nicht ignoriert werden darf.
Die türkisch-ultranationalistische Graue Wölfe-Bewegung vertritt eine antidemokratische, antisemitische und rassistische Ideologie. Sie befürwortet ein großtürkisches Reich (Turanismus) und sieht Gewalt als legitimes Mittel zur Durchsetzung ihrer politischen Ziele, oft gegen Kurd*innen und andere Minderheiten gerichtet. Bekannt für unzählige tödliche Angriffe gegen Oppositionelle, gilt sie auch international als besonders gewaltbereit und mobilisierungsstark. In Deutschland gehört sie zu den größten ultranationalistischen Bewegungen.
Seit Beginn der Europameisterschaft sind türkisch-ultranationalistische Symbole omnipräsent. So sehr, dass man mittlerweile mit Fug und Recht sagen kann, dass diese Symbole vielerorts zum festen Bestandteil des Standbildes wurden, vor allem vor, während und nach Türkei-Spielen. Ein Zustand, der äußerst besorgniserregend ist und die Frage aufwirft, ob die Bundesregierung und insbesondere das Innenministerium diesen offensichtlichen Missstand möglicherweise bewusst ignoriert und eine ernsthafte Auseinandersetzung verschleppt.
Dabei werden auch Autokorsos missbraucht. Autokorsos und die dominante Präsenz im Straßenbild wirken einschüchternd und sind eher Ausdruck einer im Fußball bewährten Gewaltkultur als fröhliches Beisammensein. Es kam in diesem Rahmen auch wiederholt zu Provokationen und gefährlichem Eingriff in den Straßenverkehr. So auch in Berlin: Ein 67-jähriger Kurde wurde von einem viel zu schnell fahrendem Fahrzeug, welches Teil eines solchen Autokorsos war, erfasst und verstarb an den Verletzungen. Statt erste Hilfe zu leisten, flüchteten die Insassen des Fahrzeugs. Dieser Vorfall hat uns zutiefst erschüttert. Der Fußball hat viele positive Eigenschaften, wie die Stärkung des Zusammenhalts und die Förderung des gegenseitigen Respekts. Diese Werte stehen im direkten Gegensatz zu den jüngsten Vorfällen. Die aktuelle Situation untergräbt die integrative Kraft des Sports und schafft unsichere Räume. Das muss schnellstmöglich unterbunden werden.
Wir fordern die Bundesregierung daher auf, endlich entschlossen gegen die Graue Wölfe-Bewegung vorzugehen. Ein Verbot dieser Bewegung wäre ein wichtiger Schritt, um die Sicherheit und das Zusammenleben in Deutschland zu schützen. Es darf nicht zugelassen werden, dass rassistische und ultranationalistische Bewegungen in unserer Gesellschaft Fuß fassen und ungehindert agieren können. Obwohl der Bundestag 2020 beschloss, ein Verbot der Grauen Wölfe-Bewegung zu prüfen, blieb eine entsprechende Gesetzgebung bisher aus. Dies ist ein fatales Zeichen. Frankreich hingegen hat diese Bewegung bereits verboten, was zeigt, dass ein solches Verbot nicht nur möglich, sondern auch dringend notwendig ist. Die Bundesregierung muss endlich handeln.
Mit freundlichen Grüßen und der Bitte um Veröffentlichung
Vorstand der Informationsstelle Antikurdischer Rassismus – IAKR